1. Der Gegenstand der Erziehungswissenschaft ist nicht einfach gegeben. Er wird konstruiert.
2. Erziehungswissenschaft ist folglich nicht einfach, sondern vielfältig und komplex.
3. Erziehung, Bildung und Sozialisation werden in Bewegung gehalten durch die Prozessmerkmale Bindung und Entbindung. Wissenschaft ist auch davon geprägt.
4. Deshalb ist es riskant, sich ein Bild von der Erziehungswissenschaft und ihrem Gegenstand zu machen.
In der Vorlesung werden grundlegende Begriffe, Konzepte und Theorien der Erziehung, der Bildung, der Sozialisation, der Entwicklung, des Lernens sowie der gesellschaftlichen Bedingungen des Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen eingeführt. Gefragt wird nach deren Entstehung und Veränderung, nach kulturellen, sprachlichen und sozialen Differenzen.
Angedeutet werden grundlegende wissenschaftstheoretische und methodische Ansätze der Erziehungswissenschaft.
Kategorie: Wintersemester 2010/11
Entwicklung kunstpädagogischer Fragestellungen aus den künstlerischen Studienarbeiten
Während des Studiums werden künstlerische Studienarbeiten angefertigt. Die dortigen Erfahrungen können Ausgangspunkt werden für Fragen an die Vermittlung von Kunst in pädagogischen Situationen. Hierzu ist eine Übersetzungsarbeit zu leisten. Zur Strukturierung dieser Übersetzungsarbeit ist es sinnvoll, sich auf vorhandene fachdidaktische Entwürfe zu beziehen (ablehnend, zustimmend, modifizierend), Vergleiche anzustellen zu den Erfahrungen mit eigenem Unterricht im Fach Bildende Kunst.
Praxisbezogene Einführung in das Studium der Erziehungswissenschaft: Liebe zum Beruf – Lehrerbilder
Praxis bezeichnet nach der Tradition des Begriffs Handlungen, die ihren Zweck und ihren Wert in sich selbst haben, Handlungen, die man nicht vollzieht, um etwas jen-seits ihrer zu erreichen, sondern die ihren Lohn in sich selbst tragen. Dieses Definition ist nicht weit entfernt von der der Liebe.
Das Seminar macht den Platzwechsel Schüler-Student-Lehrer zum Gegenstand.
Die Praxisbezogene Einführung (PE) versteht sich als Einstieg in das Studium der Erziehungswissenschaft. Studierende werden anhand von Erfahrungen in pädagogi-schen Situationen und Kontexten in erziehungswissenschaftliche Theoriebildung und Problemstellungen eingeführt werden. Es geht um Unterstützung dabei, Einstellun-gen zum Studieren und Lernen zu reflektieren und geeignete Studientechniken zu entwickeln. Das Seminar ist ausgerichtet auf pädagogische Praxisfelder. Diese sind selten und nur scheinbar direkt zugänglich. Was Praxis ist und was es dort zu be-merken gibt, ist ganz wesentlich geprägt durch die medialen Formen, in denen es auftritt. Im Rahmen der Veranstaltung wird dies am Beispiel von einigen Filmen un-tersucht: Im Zentrum wird dabei der Film „Die Klasse“ (Entre les murs); Frankreich 2008, Regie Laurent Cantet nach dem Buch von François Begaudeau, stehen. Fer-ner eine Aufzeichnung aus der Unterrichtsmitschau des Audiovisuellen Studio aus den 70iger Jahren (Jeziorsky: Die Lymphe. 8. Schuljahr).
Es werden aber auch Aufzeichnungen der Erfahrung aus der Schulpraxis der Teil-nehmer und Teilnehmerinnen zu Rate gezogen. Es geht um Erkundung, d.h. aktive Informationsbeschaffung durch Beobachtung, Befragung und Recherche sowie einer Reflexion über das Praxisfeld.
Notwendiges Risiko: Eros, Erotik, Übergriff. Zur Rede vom "Missbrauch"
Anfang des Jahres 2010 waren die Zeitungen von „Missbrauchsfällen“ voll. Gibt es einen richtigen Gebrauch von Kindern und Jugendlichen?
Pädagogik, die Bildung möchte, kommt ohne Nähe nicht aus, muss Grenzen über-schreiten, aber auch Distanz aushalten und aushaltbar machen. Das Problem und die Produktivität dieses Momentes wird seit Alters her mit „pädagogischem Eros“ bezeichnet. Das hierbei entstehende Risiko lässt sich vermeintlich mit gutem Willen, mit den Distanzwaffen einer sozialtechnologischen, methodisch mit dem Phantasma von Beherrschbarkeit ausgerichteten Pädagogik und moralischer Intaktheit aus-schalten.
Praxis ist überhaupt nur wirksam, wenn sie eine Lücke im „sinnvollen“ Handeln ent-stehen lässt. Das macht Angst und Lust und Angstlust bei Schülern und Lehrern.
Im Alltag versucht unmittelbar passender Konsum, Pornographie oder sonstige er-werbsmäßige Unzucht solche Lücken durch zeitnahe und zielführende Methoden gegen Bezahlung zu umgehen – zum exzellenten Üben nicht schlecht.
Die Frage nach den Bedingungen von Bildung führt auch hin auf die Frage danach, wie der Mut entsteht, zeitweise oder immer wieder eine Praxis zu pflegen, die die Spannung zu Poiesis (handwerkliche gekonnte Tätigkeit) und Technik (zweckrationa-les Tun) aushält. Lässt sich der Mut anstacheln, unterstützen? Etwa durch gegensei-tige Verführung?
Die gegenwärtigen „Reformen“ sind modelliert nach dem Schema des sexuellen Missbrauchs: Ältere nutzen jüngere, um ihr Bedürfnis nach befriedigender Span-nungsabfuhr (ungewisse Zukunft, Irritationen durch Fremdes und Anderes) einzu-richten. Gegen diesen Großversuch erscheint der tatsächliche Missbrauch zB in In-ternaten fast wie Folklore.
MA Vorlesung: Vorlesung: Kunstpädagogische Positionen
Kunstpädagogik – professionell?
Ausgehend von den Überlegungen zur Profession des Lehrers von Helsper, Terhart und Illien fragt die Vorlesung systematisch und auf einzelne Beispiele bezogen, nach der unterschiedlichen Bildung einer kunstpädagogischen Profession. Oder muss die Kunstpädagog/in (gegenüber der Kunst und den Schülern) nicht Laie/in sein, Amateur/in oder Dilettant/in. Es ist weitgehend unbekannt, welche Konzepte aus Kunsthochschulen und Universitäten im alltäglichen Unterricht des real existierenden Kunstpädagogen ankommen. Deshalb werden wir auch wieder Hamburger Kunstpädagogen einladen, von der alltäglichen Arbeit, ihrer Profession, zu berichten.
Grundlegende Literatur für die Vorlesung ist (in der genannten Reihenfolge):
Illien, Albert: Lehrerprofession. Grundprobleme pädagogischen Handelns, Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften, 1. Aufl. 2005, 6. Kapitel
Terhart, Ewald (1996): Berufskultur und professionelles Handeln bei Lehrern, in: Combe, Arno; Helsper, Werner (Hg.): Pädagogische Professionalität. Untersuchungen zum Typus pädagogischen Handens, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 4. Aufl. 2002, S. 448-471
Helsper, Werner (1996): Antinomien des Lehrerhandelns in modernisierten pädagogischen Kulturen. Paradoxe Verwendungsweisen von Auto-nomie und Selbstverantwortlichkeit. in: Combe, Arno; Helsper, Werner (Hg.): Pädagogische Professionalität. Untersuchungen zum Typus pädagogischen Handelns, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 4. Aufl. 2002, S. 521-569
Mit Rücksicht auf die Grenzen der Darstellbarkeit
Examenskolloquium
In vielen Forschungsarbeiten aus dem Bereich der Kunstpädagogik und der Erziehungswissenschaft wird die Darstellung und die Darstellbarkeit des Forschungsprozesses und seiner Ergebnisse selber zu einem Gegenstand. Wieweit wird die Darstellung selber vom Gegenstand affiziert? Wie kann man Medienwechsel in den jeweiligen Arbeiten thematisieren? Der Titel ist der Traumdeutung Freuds entnommen.
Arbeitsweisen: Vorstellung von Forschungsvorhaben, Auseinandersetzung mit Beispielen.
Voraussetzung: Schriftliche Anmeldung bei einem der Veranstalter mit einer Beschreibung des Forschungsvorhabens.
Für die Scheinvergabe ist die Vorbereitung einer Sitzung mit einem schriftlichen Beitrag und die Anfertigung eines Protokolls einer Sitzung Voraussetzung.
Hinweise zur Vorbereitung auf die Veranstaltung ergeben sich aus den Gesprächen mit den Veranstaltern