Die Idee zu Seminar geht auf eine Anfrage von Studentinnen und Studenten aus der Zeit der Besetzung des Audimax zurück: Was ist denn eine demokratische Universität? Wie kann man sich die Demokratisierung einer Bildungsinstitution vorstellen?
Wenn es an einem Verständnis der Demokratie hapert, kann das ein gutes Zeichen sein. Denn: Demokratie ist ein unvollendbares Projekt, man kann sie nicht haben, sondern man ist förmlich in eine Demokratie eingetaucht und diese ist so sehr realisiert, wie die Menschen, die in ihr leben, auch sich miteinander realisieren können (Alleine geht das nicht). Andere Herrschaftsformen sind eher äußerlich, arbeiten deshalb auch mit anderen Formen von Gewalt. Wenn in der Demokratie die Gewalt vom Volke ausgeht, ist auch zu fragen, wo sie denn hingeht und was sie mit den Einzelnen macht.
Thesen: Eine Für Bildungsinstitutionen taugliche Demokratisierung lebt von der Erfahrbarkeit der Teilhabe und des notwendigen Streits um die Wahrheit oder um nicht unmittelbar und umstandslos realisierbare und damit auch nicht kontrollierbare Bildungsziele.
Es geht um die Lösung des Problems von unterschiedlichen Lebensstadien, die in einer solchen Institution sich treffen, von unterschiedlich langen Teilhaben und Teilnahmen an der Gestaltung der Institution.
Bildung lebt von der Berücksichtigung der Singularitäten, der Stützung von Besonderheiten und einem unausweichlichen Zug zum Allgemeinen.
Demokratie muss mit der Unterstellung von Gleichheit operieren. Kontrafaktisch. Das ist ein gemeinsames Moment von Demokratie und Bildung.
Gleichheit führt zum Vergleichen, dieses zur Rivalität und zum Abgleich. Hier liegt eine Potential an Aggressivität, das sowohl für eine Weiterentwicklung in Forschung und Lehre gebraucht wird, wie es auch gefährlich ist und dauernd kulturell gezähmt werden muss. Zur Demokratie in Bildungsinstitutionen gehört also auch die Erfahrbarkeit dieser Auseinandersetzung, des Aufbrechens von Aggressivität, des Kultivierens vor dem Gewaltausbruch.
Teilnahmebedingung:
Zusendung einer Skizze (nicht länger als eine Seite) zum Arbeitsinteresse am Seminar. Wenn sich mehr als 30 Teilnehmer melden, wird in der ersten Sitzung über adäquate Arbeitsformen entschieden werden müssen.
DAS SEMINAR DIENT AUCH ZUR VORBEREITUNG DER KONFERENZ ZUR KRITIK AN DER UNIVERSITÄTSREFORM IM JUNI 2010