Individualität und Übertragung als Herausforderung für Bildungsinstitutionen. Psychoanalytische Untersuchungen

Im alltäglichen wie im theoretischen Sprechens, wird oft selbstverständlich ein Individuum unterstellt, das über eine gewisse Autonomie und geschlossene Gestalt verfügt, sich selber lenkt, sich gegen Heteronomie zur Wehr setzen kann.
Wenn ein Individuum zu wenig an Autonomie hat, so wird selbstverständlich angenommen, Aufgabe eines Pädago-gen sei es dem abzuhelfen. – Es geht zunächst nicht um die darin aufscheinende Paradoxie pädagogischen Handelns, sondern darum zu fragen, ob dies fraglos so zu empfehlen sei.
Ist die Sehnsucht nach Preisgabe von Informationen über sich, nach Beachtung im Netz, nach Vernetzung Reaktion auf eine Überforderung, eine Überfrachtung des Individu-um, das eher die Last der Selbstständigkeit aufgeben möchte, als sich anstrengend zusammenzureißen. Sind Einrichtungen wie Facebook und StudiVz auch wie eine Flaschenpost zu begreifen? Oder kommt man auf einem anderen Niveau auf ältere Konzepte von Individualität, die stärker an Gruppen gebunden sind „zurück“?
Ist nicht überhaupt die Rede von und die Sehnsucht nach Vernetzung ein Anzeichen für eine Sehnsucht nach Gefan-gensein? Wird nicht auch tendenziell gegenwärtig diese Vernetzung im Internet eher zur geschlossenen Anstalt, in die man hinein will, und die Existenzweise außerhalb des Netzes zur Gefährdung?
Die in der Psychoanalyse entwickelten Konzepte von Pro-jektion, Identifikation, Introjektion, vor allem aber das der Übertragung sprechen von einer konstitutiven Verbunden-heit des Menschen mit den Nebenmenschen und der ge-genständlichen Umwelt. Das ist jedenfalls gegenüber dem Konzept des autonomen bürgerlichen Individuums eine Art Beleidigung.
Die gegenwärtige Universitätsreform bastelt weiter und unbefragt an der Fiktion des selbstständigen Individuum, das alleine Verantwortung für seine Präsenz und Leistungsfähigkeit auf dem Markt zu tragen hat, sich in ständigem Wettbewerb befindet, der ubiquitäre, geldwerte Tauschbarkeit suggeriert.
DAS SEMINAR DIENT AUCH ZUR VORBEREITUNG DER KON-FERENZ ZUR KRITIK AN DER UNIVERSITÄTSREFORM IM JUNI 2010
Nach einem Überblick zur Problemstellung, sollen einige Konzepte des Individuums gesichtet und diese mit den genannten Psychoanalytischen Konzepten zusammengebracht werden. Welche Folgerungen können daraus für eine Konzeption von Bildung, Lehren und Lernen gezogen werden? Das Seminar kann auch Startpunkt für Abschlussarbeiten sein.
DAS SEMINAR DIENT AUCH ZUR VORBEREITUNG DER KON-FERENZ ZUR KRITIK AN DER UNIVERSITÄTSREFORM IM JUNI 2010
Teilnahmebedingung:
Zusendung einer Skizze (nicht länger als eine Seite) zum Arbeitsinteresse am Seminar. Wenn sich mehr als 30 Teil-nehmer melden, wird in der ersten Sitzung über adäquate Arbeitsformen entschieden werden müssen.