Anfang des Jahres 2010 waren die Zeitungen von „Missbrauchsfällen“ voll. Gibt es einen richtigen Gebrauch von Kindern und Jugendlichen?
Pädagogik, die Bildung möchte, kommt ohne Nähe nicht aus, muss Grenzen über-schreiten, aber auch Distanz aushalten und aushaltbar machen. Das Problem und die Produktivität dieses Momentes wird seit Alters her mit „pädagogischem Eros“ bezeichnet. Das hierbei entstehende Risiko lässt sich vermeintlich mit gutem Willen, mit den Distanzwaffen einer sozialtechnologischen, methodisch mit dem Phantasma von Beherrschbarkeit ausgerichteten Pädagogik und moralischer Intaktheit aus-schalten.
Praxis ist überhaupt nur wirksam, wenn sie eine Lücke im „sinnvollen“ Handeln ent-stehen lässt. Das macht Angst und Lust und Angstlust bei Schülern und Lehrern.
Im Alltag versucht unmittelbar passender Konsum, Pornographie oder sonstige er-werbsmäßige Unzucht solche Lücken durch zeitnahe und zielführende Methoden gegen Bezahlung zu umgehen – zum exzellenten Üben nicht schlecht.
Die Frage nach den Bedingungen von Bildung führt auch hin auf die Frage danach, wie der Mut entsteht, zeitweise oder immer wieder eine Praxis zu pflegen, die die Spannung zu Poiesis (handwerkliche gekonnte Tätigkeit) und Technik (zweckrationa-les Tun) aushält. Lässt sich der Mut anstacheln, unterstützen? Etwa durch gegensei-tige Verführung?
Die gegenwärtigen „Reformen“ sind modelliert nach dem Schema des sexuellen Missbrauchs: Ältere nutzen jüngere, um ihr Bedürfnis nach befriedigender Span-nungsabfuhr (ungewisse Zukunft, Irritationen durch Fremdes und Anderes) einzu-richten. Gegen diesen Großversuch erscheint der tatsächliche Missbrauch zB in In-ternaten fast wie Folklore.