Replik auf einen Vortrag Gunter Ottos

Beim vorangegangenen Vortrag von Gunter Otto habe ich den Eindruck gewonnen, daß seine Vorgehensweise vom je besonderen Anlaß des Kunstwerks, das thematisiert wird, weitgehend abgehoben werden kann. Es ist allerdings zu vermuten, daß die Wahl des Werks nicht beliebig ist, dabei also eine Besonderheit aufscheint. Das, was darüber gesagt wurde, wie die Werke in seinen Blickwickel gekommen sind, läßt vermuten, daß dies nicht beliebig ist. Der Anlaß, die Lust und die Not, die dazu führten, lassen sich bei Gunter Otto nur spekulativ erschließen. Dies kann man tun, mitteilen sollte man das nicht.
Bei meinem ersten Beitrag zur Ringvorlesung habe ich versucht, die Gene-se meines Interesses – „mit Rücksicht auf die Darstellbarkeit“, wie Freud in der Traumdeutung über den manifesten Trauminhalt schreibt – mit dem, was ich sagte, zu verknüpfen. Das ist keine conditio sine qua non, für die Darstellung meines Vorgehens aber notwendig. Denn ich bin der Überzeugung, daß nur solche Themen, egal in welcher Form des Lehrens (und vorgängig auch in der Forschung) ankommen, die sich mit Fragestellungen verbinden, die aus der Biographie der Adressaten des Lehrens und des Adressierenden an den offen gebliebenen Enden ihrer Wünsche sich verbinden lassen. Über diesen Prozeß ist man nicht Herr. Befördern wollen kann man nur das, was dem Bewußtsein zugänglich ist, andererseits aber vielleicht durch Mitteilung des Mitschwingenden die Konditionen dafür verbessern, etwa wie im Kino im Dunkeln operieren zu können. Im Dunkeln wird geweint und gelacht, gezittert und geschlafen. Wenn das Licht angeht, entdeckt mancher, daß er unter Niveau involviert war. „Der Traum erwacht, wenn die Vernunft schlafen geht“…
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