Überleben

Liebe Neuankömmlinge,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
heute habe ich den Part übernommen, Sie mit dem Ernst Ihrer Lage zu konfrontieren. Den zukunftweisenden Teil wird der Dekan übernehmen.

Dennoch begrüße ich Sie natürlich alle aufs Herzlichste.

Leider muss ich Ihnen, liebe Studierende, mitteilen, dass Ihnen das Lachen noch vergehen wird, wenn Sie je gelacht haben.
Denn sie werden unter Bedingungen studieren, die dadurch gekennzeichnet sind, dass zuwenig Geld und vor allem Energie da ist – ganz abgesehen von einer Aufbruchstimmung, der Sparzwang ist ja nur ein Symptom davon, an Aufbruch wird auch gespart -, zuwenig, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass gehäuft Bildungsprozesse statthaben können.
Schon meine Tochter kam im zweiten Schuljahr mittags nach Hause und sagte: „Ich glaube, Papa, wir sind zu teuer“.
Ihnen wird also das Lachen vergehen, wenn Sie es je gekonnt haben.

Vom Lachen heißt es bei Freud, dass es entstehe, „wenn ein früher zur Besetzung gewisser psychischer Wege verwendeter Betrag von psychischer Energie unverwendbar geworden ist, so daß er freie Abfuhr erfahren kann“. Anders: Man lacht, wenn ein anderer als der gewohnte, der erwartete Sinn entsteht, etwas auch zu Tage tritt, was man nur im Geheimen erwogen hat, was nicht ganz korrekt ist, was zu einem plötzlichen Kurzschluss führt. Vor Kurzschlüssen wird man Sie zu bewahren wissen.
Das Lachen sei ein Anzeichen von Lust, von Befreiung bisheriger Besetzung. Käme es nicht zu einer Abfuhr, die durch Lachen ins Körperliche überginge, dann entstünde mehr oder weniger starke Angst durch ein relativ freies Floaten der nun umherirrenden Energie.
Auch das ist eine Chance: Denn Angst ist interne Währung, „die allgemein gangbare Münze, gegen welche alle Affektregungen eingetauscht werden oder werden können …“ , schreibt Freud. D.h. es könnten neue Verbindungen, Zusammenhänge geschaffen werden. Das ist die strukturierende Chance der Angst. Sie wird nur gewahrt, wenn nicht sofort eine neue Bindung angeboten wird, ein neues Bild. Bei Überfürsorglichkeit, bei Verschulung oder der Dauerfrage, was man mit dem Vernommenen anfangen kann, besteht also keine Chance für Bildung oder Lachen. Sie werden es erleben. Richtig schlimm wird es, wenn die interne Währung, die Angst, auch zu sparen, zu ersparen versucht wird, alles glatt zu gehen hat, anschlussfähig und harmonisch ist, verwertbar erscheint.
Wenn also jemand lacht, zeigt er damit indirekt, dass er auf Planung und Kontrolle momentan verzichten kann, dass auch zumindest ein bisschen Angst da war und noch da ist.
Das macht die subversive Kraft des Lachens aus.
Das ist ein Grund für ein Verdikt über das Lachen mindestens seit Platon.
In der Konvulsivität des Lachens taucht etwas vom Automatismus des Körperlichen auf, von der Konvulsivität der sexuellen Erregung, schon deshalb ist das Lachen verdächtig. In Ecos Roman „Der Name der Rose“ geht es um die von Jorge gewollte Geheimhaltung, bzw. Vernichtung von Aristoteles Schrift über das Lachen. In der finalen Auseinandersetzung mit William sagt Jorge: „Aus diesem Buch aber könnten verderbte Köpfe wie deiner den äußersten Schluß ziehen, daß im Lachen die höchste Vollendung des Menschen liege! Das Lachen vertreibt dem Bauern für ein paar Momente die Angst. Doch das Gesetz verschafft sich Geltung mit Hilfe der Angst, deren wahrer Name Gottesfurcht ist. Und aus diesem Buch könnte leicht der luziferische Funke aufspringen, der die ganze Welt in einen neuen Brand stecken würde, und dann würde das Lachen zu einer neuen Kunst, die selbst dem Prometheus noch unbekannt war: Zur Kunst der Vernichtung von Angst!“

Noch ist es nicht gelungen auch bei der internen Währung, der Angst, durchgehend zum Sparen zu verpflichten.

Ich habe den Faden verloren.

Eigentlich wollte ich Ihnen nur kurz eine Werbung zeigen. Es hält sich hartnäckig das Gerücht, diese Werbung sei von den Wissenschaftsministerien mitfinanziert worden, um Geld für Kita-, Schul- und Studienplätze zu sparen. Es habe dabei große Auseinandersetzungen mit den Ministerien gegeben, die für die Rentenpolitik zuständig sind. Wie dem auch sei. Es heisst auch, wenn auch an der deutschen Universität fast nichts mehr funktioniere, sie sei immer noch der Heiratsmarkt der Eliten, was sich insbe-sondere in den ersten Semestern auswirke. Ich zeige Ihnen nun den die Werbung…

download –> click!

download –> click!