KLUFT

https://psybi-berlin.de/wp-content/uploads/2022/04/PDF-Elemente-d.-Psychoanlayse-6.pdf

10.05.2022   »Kluft« – Karl-Josef Pazzini
»Wie immer sich die Philosophie über die Kluft zwischen Leiblichem und Seelischem hinwegsetzen mag, für unsere Erfahrung besteht sie zunächst und gar für unsere praktischen Bemühungen.« Freud Frage der Laienanalyse, GW 14, S. 282

»… zum Wesen der Ursache gehöre, daß eine gewisse Kluft bestehen bleibt.«  Lacan, Jacques.  1978.  Die Vier Grundbegriffe Der Psychoanalyse. Seminar 11 (1964-1965), S. 27

Verteidigung durch Bildung

Von den 100 Milliarden für Verteidigung sollen auch 10 Milliarden für Verteidigung durch Bildung ausgegeben werden. – Meinte eben jemand im Super-Markt

»Viele Erkenntnisse sind außer Proportion mit der Kräfteverteilung nichtig, mögen sie auch formal zutreffen.«

Habe gerade gefunden, wovon mein Statement von gestern wohl beeinflusst war, ohne dass ich es wusste:
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Hans-Guck-in-die-Luft. – Zwischen der Erkenntnis und der Macht besteht nicht nur der Zusammenhang des Lakaientums, sondern auch einer der Wahrheit. Viele Erkenntnisse sind außer Proportion mit der Kräfteverteilung nichtig, mögen sie auch formal zutreffen. Wenn der ausgewanderte Arzt sagt: »Für mich ist Adolf Hitler ein pathologischer Fall«, so mag ihm der klinische Befund am Ende seiner Aussage bestätigen, aber deren Mißverhältnis zu dem objektiven Unheil, das im Namen des Paranoikers über die Welt geht, macht die Diagnose lächerlich, in der bloß der Diagnostiker sich aufplustert. Vielleicht ist Hitler »an sich« ein pathologischer Fall, ganz gewiß aber nicht »für ihn«. Die Eitelkeit und Armseligkeit vieler Kundgaben der Emigration gegen den Faschismus hängt damit zusammen. Die in Formen der freien, distanzierten, desinteressierten Beurteilung Denkenden waren unfähig, in jene Formen die Erfahrung der Gewalt mit aufzunehmen, welche real solches Denken außer Kraft setzt. Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen.«
Adorno, Theodor W.: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben (1951). Frankfurt a. M. 1970: Suhrkamp
»Sich nicht dumm machen zu lassen«, Abschied zu nehmen von der Leidenschaft der Ignoranz, kann man mit anderen zusammen üben und sich stärken (lassen).

Wunschdenken 1 & 2

Wunschdenken 1

Es ist die Rede von Putins Hass und Wahn und Narzissmus.Als ob ein Mensch alleine einen Krieg mit soviel Destruktion auslösen könnte aufgrund einer individuelle Pathologie.

Das ist Denkersparnis durch individualistische Dämonisierung.

Es ist wahrscheinlich komplizierter. Wie wurde in Russland und außerhalb Russlands mit dazu beigetragen ein soziales Band zu bilden, dass es einem Individuum, genannt »Putin«, die Möglichkeit gibt an dieser Stelle zu agieren, als habe er die Macht und Bosheit so agieren zu können.

Wunschdenken 2

All die Besuche von großen Männern haben ihn aufgeladen. Gedankenspiel: Macron, Scholz, von der Leyen fliegen nach Moskau, um mit Leuten auf der Straße zu reden? (Und der Papst gleich hinterher. Steinmeier lädt Erdogan ein mitzufliegen.)

Karl-Josef Pazzini: Die Zukunft der Museen ist Vergangenheit ‍ Museum und Katastrophen. Ad Pomian

Es ist eine gute Gelegenheit aus Anlass der Pandemie das Museum als Institution anzusehen und dessen Zukunftsfähigkeit zu erraten. Die Pandemie hat nichts von einer Ursache. Sie ist viel besser zu begreifen als Folge des Neoliberalismus. Die Pandemie wird oft als plötzlich einfallende Naturkatastrophe verkleidet.

Antwort auf:

Krzysztof Pomian: Wie schlecht steht es wirklich um die Zukunft der Museen?

Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 24.11.2020, Nr. 274, S. 12.

https://www.museumdenken.eu/post/die-zukunft-der-museen-ist-vergangenheit

Ulrich Matthes liest Freud

In der SZ streiten die SPD-Politikerin Gesine Schwan und der Schauspieler Ulrich Matthes in einem sehr lesenswerten Gespräch über Identitätspolitik. Schwan pocht mit Immanuel Kant auf die Trennung von Gefühl und Argument: „Der hat es nicht so sehr mit Empathie, weil das Gefühlsmäßige ihm zu subjektiv ist. Er sagt das verstandesmäßig, wenn er fordert, sich an die Stelle der anderen zu versetzen. Das ist eine Frage der Einbildungskraft, nicht des Gefühls. Und wenn wir jetzt zu dem Schluss kämen, dass ich das nur kann, wenn ich völlig mit der anderen Person identisch bin, dann ist Verständigung in einer vielfältigen Gesellschaft gar nicht möglich. Ich finde auch den Versuch schwierig, auf das eigene Anliegen aufmerksam zu machen, wenn das verbunden wird mit einer sehr offensiven Selbstdefinition als Opfer, man traut sich dann kaum noch, etwas zu antworten. Das suggeriert, dass Widerspruch unsensibel ist für Leid. Und schwierig ist es auch, wenn sich eine Seite eigentlich gar nicht verständigen, sondern die Bühne erobern will.“
Matthes dagegen verteidigt die Emotion: „Meine Wut gegen die AfD ist so groß, dass ich möglicherweise keine Argumente, keine Empathie, kein gar nichts mehr zur Verfügung hätte, wenn es ‚pling‘ machte, und plötzlich stünde Alexander Gauland vor mir. Wir sind ja alle nicht nur aus Kant und Descartes und Platon gemacht, sondern auch aus Sigmund Freud und schwarzer Galle.“

https://www.perlentaucher.de/9punkt/2021-03-13.html?nle_id=9618