Zum Abblasen der Kommission zur Homöopathie bei den Grünen
Siehe auch taz vom 15.01.2020 »Gescheiterter Stuhlkreis«
Wenn es um eine andere Politik geht, dann kann auch das Verhältnis zur Wissenschaft befragt werden. Sie ist ja eben keine Religion, wird aber so behandelt, als wenn sie unfehlbar spräche.
Die Wissenschaft hat just mit einem Problem im Zentrum der Debatte um die Homöopathie große Schwierigkeiten: Dem Placebo-Effekt und erst recht dem Nocebo-Effekt, der Tatsache, dass auch schädliche Nebenwirkungen bei Placebos eintreten können.
Die »Wirksamkeit« der Kügelchen, wie die Wirksamkeit vieler Medikamente und Heilbehandlungen überhaupt, hängt von der Beziehung ab die zwischen beteiligten Menschen sich aufbauen. Die Substanzen sind dabei wichtiger Kristallisationspunkt und physiologisch wirkende Mittler.
Es ist eine grandiose, wirksame Vereinfachung auf »wissenschaftliche Evidenz« zu starren. Es geht um die Fortführung der Religionskritik auch in Form der Wissenschaftskritik. Ich schreibe das als Wissenschaftler. Ich habe schon ein paar Mal meinen Arzt gebeten, mir ein anderes Medikament zu verschreiben, weil ich einen neuen Beipackzettel brauche.
Karl-Josef Pazzini, Prof. em. Dr. – Psychoanalytiker, Berlin