Def.: "Medium"

Das Medium ist der Schutz und Schirm, den der Mensch braucht, um nicht unmittelbar zu werden.

Dann ist er nämlich tot. Oder vielleicht auch nicht. Dann wird er gerade einen Höhepunkt haben. Oder es ist ihm eine Deutung gelungen oder man hat sie ihm zugesagt – auf den Kopf. Momente des Genießens, die ein Verbrauch sind. Ein Verbrauch an Lebenszeit. Ein Freisatz von Energie. In der Bestimmung des Mediums schwankt McLuhan zwischen Botschaft und Massage, wenn man etwas undeutlich liest. (Vielleicht auch Mess Age wie SPoKK aus Gießen schreibt). Ein jegliches Medium – so kann man das bekannte Diktum lesen – ist angesiedelt zwischen dem Symbolischen der Botschaft und der Massage des Körpers, des Realen, die Verknüpfungen sind imaginär, deshalb nie unwirklich. Der Körper selber ist Medium.
Mitten im Körper befindet sich zusätzlich noch ein Kanal:
Das Urbild des Mediums scheint mir die im wahrsten Sinne des Wortes passagère Füllung des Kanals in uns zu sein, der am Mund beginnt und am After endet. Darinnen die Nahrung in ihren verschiedenen Aggregatzuständen. Auf dem Wege wird entschieden an den Wänden des Kanals, ob und welche Teile resorbeirt werden können, welche nicht. Der Rest wird ausgeschieden.
Demnach wäre die Sehnsucht nach Unmittelbarkeit beim Anorektiker zu finden, der das reine Nichts ißt, ganz bei sich ist und sich verbrennt. „Vater siehst du nicht, daß ich verbrenne“? so Freud im 7. Kapitel der Traumdeutung. Die Anorexia ist eine Medienkrankheit. Die Sehnsucht nach der Unmittelbarkeit ist der Versuch, das reine Nichts zu essen, vom Vater erlöst zu werden, ohne ihn als den notwendig ver-sagenden erkennen zu müssen. Mit der Nahrung wird versucht die Verunreinigung loszuwerden, die den Körper ergreift und ihn nährt. Es ist die Krankheit, die das Unbewußte herauszuwürgen versucht. Demnach eine moderne Krankheit. Die Boulemie wäre dementsprechend die postmoderne Krankheit. Die Heilige der Postmoderne ist konsequenter Weise also Diana, die gejagte Göttin der Jagd. Gejagt vom berührungslosen Blick dem die Sehnsucht der Gejagten galt.
Da es keinen Metadiskurs mehr gibt, der andere Diskurse „regieren“ könnte, bekommen Medien verstärkt Aufmerksamkeit. Sie stellen zwischen den einzelnen Diskursarten Verbindungen her. Paradigmatisch dafür ist Kunst. Der Versuch einer Medienwissenschaft par exellence ist die Psychoanalyse.

Die jeweils neuen Medien werfen verschärft die Frage auf, was denn eigentlich ein Medium sei. Medien haben so tendenziell einen reflexiven Charakter.
Medien haben die Eigenschaft, etwas an einem anderen Ort präsent zu machen als an dem Ort, wo das Subjekt in seiner Unmittelbarkeit (Nicht-Medialität) gefesselt wäre. Die gelungene, dauernde Fesselungð / Unmittelbarkeit wäre – wie oben geschrieben – der Tod.
Etwas präsent zu machen (Zeit), heißt immer auch zu repräsentieren. Man macht ja etwas von woanders (Ort) her präsent – sonst würde ja auch kein Bedarf an Pädagogen bestehen. Was geschieht in der Präsentation? Etwas wird den Sinnen eines anderen (oder seiner selbst) zugänglich, was gar nicht da ist. ‚Im Bilde sein‘ heißt, daß einem etwas präsent ist. Es entsteht ein Gefühl der Wirklichkeit, der Eindruck, daß etwas wirkt.
Was die Sinne, den Körper in seiner Haltung, zunächst erregt, ist das gewählte Medium, seine Formung, seine Materialität. Das Medium vollbringt die Engführung dessen, was auf den Körper des anderen treffen soll, welche Sinne affiziert werden sollen. Aber diese Materialität kommt nie alleine vor. Sie setzt zugleich Imaginationen und Symbolisierungsprozesse in Gang.
Die Medien haben eine sehr ähnliche Bindekraft wie die Phantasie. Die Phantasie bleibt aber im Unterschied zu den Medien streng genommen immer eine individuelle. Sie bleibt verborgen. Sie verbindet im Individuum Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander, und schafft Räume, in denen assoziiert werden kann. Die Sprünge der Assoziationen schaffen die Zeit.
Von den Medien zu sagen, sie seien virtuell, ist eine Tautologie. Sie sind immer nur der Möglichkeit nach. Das Mögen oder Wünschen schafft Realität – über Medien.
Die meisten Medien waren Frauen.
Die Musen sowieso.