Professionalisierung: Laie werden.

Relektüre von Freuds „Die Frage der Laienanalyse“. In: Zimmermann, David, Rauh, Bernhard, Trunkenpolz, Kathrin; Wininger, Michael (Hg.): Sozialer Ort und Professionalisierung. Geschichte und Aktualität psychoanalytisch-pädagogischer Konzeptualisierungen (S. 93-103). Berlin

Gegenüber der Einzigartigkeit eines Leidens, das bisher noch nicht begriffen und in Fluss gebracht werden konnte, der Einzigartigkeit von Bildungswiderstand ( vulgo „Dummheit“) bedarf es einer gegenwärtigen Aufmerksamkeit, einer Geistesgegenwärtigkeit, die nicht mit Gewissheiten, die in der Vergangenheit generiert wurden, verkleistert ist. Es passiert aber Unvordenkliches. Um diesen Moment zu erreichen, bedarf zweier Bewegungen: Man muss wissen, was man wissen kann, man muss gleichzeitig zum Laien werden, was durch die Vielfalt der Kenntnisse erleichtert wird. Sie kommen dann nahe an das sokratische Nicht-Wissen. Professionalisierung tendiert zur Sicherheitsoperation des Bescheidwissens, etwa diagnostischer Subsumtionsregeln. Diese Abdichtung möchte die Wirrungen der kaum beherrschbaren, unbewussten Übertragung aus pädagogischen Prozessen fernhalten. Das macht Bildungsprozesse schwierig.