Psychoanalyse denkt ästhetisch. Oder sie denkt nur, dass sie Psychoanalyse sei.

Vortrag zur Tagung: Praktiken ästhetischen Denkens Beginn: Donnerstag, 4. April 2019, 09:15 Uhr in der Aula der HGK, Freilager-Platz 1, 4002 Basel

https://sinergia-pat.ch/tagung2019

Diese Behauptung gilt auch für einige, andere Diskurse (z.B. Momente der Pädagogik, Didaktik, Kunstvermittlung, Philosophie, Theologie, …). Zu denken, Denken sei immateriell und die Eindrücke, die zum Denken führen ebenso, ist eher idealistisch und damit gewaltsam.

Wie Psychoanalyse denkt, möchte ich an einer Parabel zeigen. Als Parabel wähle ich ein Kunstwerk von Camille Henrot »Deep inside« (Video 2005). Die Arbeit besteht in einen Wechsel vom pornographisch und semantisch Gewaltsamen zum Lächeln im Bild, in der Musik und beim Betrachten. 

Das Ästhetische der Psychoanalyse geschieht über die Auflösung der historisch gewachsenen Realabstraktion »Sexualität«. Sie findet das Sexuelle in Konkretionen überall (wieder) vor: Pansexualismus. Überall da, wo Berührung (Aisthesis) als Übersteigen der bisherigen Möglichkeiten stattfindet, als notwendige, aber nicht festgelegte Antwort auf das, was Trieb genannt wird. Triebist wohl nicht nur individuell, sondern auch kollektiv zu denken. Damit er nicht bedrohlich wird, muss er ästhetisch werden können, wahrnehmbar werden, fiktionalisiert werden.