
Subjekt Körper Couch
Freitag, 10. Mai 2019, 19.00 bis 20.30 Uhr Aktuelle Information
Viele psychoanalytische Sitzungen beginnen mit einer körperlichen Aktivität. Die Analysant*innen legen sich hin. Wen oder was legen sie hin auf was, wenn sie sichhinlegen?
Der Divan, die Couch, das Sofa sind Schnittstellen (interfaces) zwischen Zeiten und Räumen, unterschiedlichen Diskursen und Praktiken, die stark mit der Art der körperlichen Präsenz in sehr unterschiedlichen existenziellen Situationen (u.a. Schlaf, Sexualität, Tod, Krankheit, Geburt) zu tun haben. Die Couch, selber ein Körper, kann metaphorisch ganz tatsächlich eine Stütze sein, für die Aufführung der anderen Schnittstelle, der zwischen Körper und Seele, dem Trieb. – In Geschichten aus den Kuren lässt sich davon etwas verdeutlichen.
Die Couch wird zum Aktant (Latour) einer Verwirbelung der gewohnten Zeitmodi und Stellungen des sortierten Alltags, indem sie auch körperlich wirkt. Sie ist eine Unterlage. Der wörtlich übersetzte griechische Vorläufer des Subjekts lautet: Hypokeimenon (ὑποκείμενον):die Unterlage, die gegebenen Verhältnisse, grammatisch: das Subjekt. Ein Übergangssubjekt? Körperbilder und Anatomien bewegen sich auf der Couch und durch die Couch.
Die Übertragung, das, was unbewusst über die Unterlage hinausgeht, kann beim Sprechen im Liegen an ihren Bildungen, von der Analytiker*in im Sessel und von den Analysant*innen wahrer genommen werden.
Aber all das führt nicht weit, wenn nicht die Couch und das, was in der Analyse sonst noch vorkommt, zu Signifkanten werden, die wiederum Subjekt, Unterlage, Thema, Ausgangspunkt für etwas anderes sind, das bezeichnender Weise, etwas bedeuten will. Vielleicht ist die Couch eine barre(Schranke)oder Bahr(r)e)? »von ferre abgeleitet von beren, bären, tragen«(Grimm). Signifikanten haben Körper und seien es Worte.